Projektbeschreibung

Katalog

Die Ausstellung zeigt keine originalen Bilder, Skulpturen oder Installationen, sondern fotografierte Abbildungen von Kunstwerken. Diese Fotografien stammen vor allem von jungen Künstlern, die in Zukunft in der Galerie Royal ihre originalen Werke ausstellen werden. Sie hinterlassen mit diesen Fotografien ihre Visitenkarten. Die Galerie Royal wird zu einem „Katalog“, dessen Inhalt die Bilder einer Ausstellung sind; einer Ausstellung die niemals – bzw. noch nicht – stattfand. Es ist kein Katalog der Ausstellung, sondern die Ausstellung eines Katalogs, der aus einer gedachten zukünftigen Perspektive die ersten Jahre und Ausstellungen der neu eröffneten Galerie rückblickend dokumentiert.

Gemeinsam mit dem Institut für Repräsentationstheorie und Kulturanalyse wurde ein Rahmenkonzept entwickelt, in das die Fotografien der Kunst gestellt werden. Die Ausstellung steht unter dem großen Thema des Darstellens. „Darstellen“ ist einer der wichtigsten Begriffe über die es sich – nicht nur im Bereich der Kunst – nachzudenken lohnt. Er steht für einen programmatischen Anfang der Galerie Royal: „Darstellen“, „Darstellung“, „Gestaltung“, „Kunst“. – Was ist das alles?

Die Ausstellung geht dabei vor allem auf zwei grundlegende Darstellungsweisen ein: Die interne Darstellung („Das Bild im Kopf“) und die externe Darstellung („Die Welt aus Bildern“.

Die internen Darstellungen sind die kognitiven Bilder in unseren Köpfen: Wir hören oder lesen etwas und sogleich formieren sich Bilder in unseren Gehirnen: Es reichen die sechs Worte „Sandro Botticelli: Die Geburt der Venus«“ und schon stellt unser Gehirn dieses Bild intern, kognitiv dar.

Zum anderen gibt es die externen Darstellungen von Gedanken und Dingen, also etwa Kunstwerke. Solche werden in der Ausstellung wie in einem Katalog nochmals fotografisch dargestellt. Die Fotografien zeigen die Werke aus der kühlen, fernen Distanz der Kataloge, wo Bilder von Kunst die Werke selbst ersetzen. Der Katalog gruppiert und hierarchisiert in einem Eigensinn, er kontextualisiert und textualisiert und zieht eine gänzlich neue Repräsentationsebene ein. Aus Bildern, aus Kunstwerken werden Katalogseiten. Das Tiefe wird flach, das Prozessuale wird stillgestellt, Bilder werden zu Büchern, Kunst zu Text und Kontext.

Doch sagen die Abbildungen noch wenig darüber aus, wie der Künstler mit dem Betrachter umgeht: Bezieht er ihn ein oder schließt er sein Kunstwerk vor dem Betrachter hermetisch ab? Gibt der Künstler dem Betrachter nur einen einzigen, seinen Sinn des Kunstwerks vor? Oder läßt er ihm Spielraum? Herrscht in der Kunst das Diktat des Künstlers oder die Demokratie der Betrachter? Texte über die abgebildeten Werke könnten auf diese Fragen antworten.

Das ist die Kombination des Katalogs: Text und Fotografie. Kunst aus der Distanz schriftlicher und bildlicher Darstellung, die sich im Kopf des Lesers bzw. (hier) Ausstellungspublikums in varianten, heterogenen Formen zu individuellen Vorstellungen von der abgebildeten Kunst formieren kann. Die Galerie Royal präsentiert damit nicht eine starre, absolute und „harte“ Ausstellung von greifbaren Dingen. Vielmehr sollen Vorstellungen von Kunst und von den Prinzipien des Darstellens erzeugt und diskutiert werden. Der „Katalog“ übersteigt seine ästhetische Form und wird zum Mittel der Erkenntnis und zu einer Möglichkeit eines heterogenen, demokratischen Ausstellungskonzepts. Darstellen ist unter diesem Aspekt betrachtet ein gesellschaftliches Ereignis. Darstellung ist Ästhetik, Politik und Kognition zugleich. Darauf möchte „Katalog – eine Welt aus Bildern“ hinaus. Die Ausstellung hat damit nicht nur den Visitenkarten-Charakter der potentiellen Galeriekünstler, sondern auch einen gesellschaftlich-politischen Anspruch.

Die Galerie Royal
Mit der Ausstellung „Katalog – eine Welt aus Bildern“ eröffnet die Galerie Royal ihren Betrieb: Ein neues Haus nicht nur für die (zeitgenössische) Kunst. Das Konzept Galerie wird hier nicht verstanden als abgeschlossener Raum, in dem für eine begrenzte Zahl die Werke eines oder mehrer KünstlerInnen zu sehen sind, sondern vielmehr als Forum für ein breites Bündel künstlerischer und intellektueller Praxen aus den verschiedensten Bereichen. Durch Diskussionen, Vorträge, Konzerte, Clubabende etc., die parallel zu und aufbauend auf den Ausstellungen laufen, soll ein spartenübergreifender Austausch zwischen den Bereichen von Kunst, Wissenschaft, Politik, Gesellschaft etc. hergestellt, soll öffentlicher Raum rekonstruiert bzw. wiederbesetzt werden.

Dementsprechend soll auch bei den Ausstellungen das Gewicht weniger auf den klassischen Einzel-/Werksschauen liegen, als auf themenzentrierten Konzepten, die Stellung beziehen zu relevanten Themen der Gegenwart. Entgegen dem allgegenwärtigen Primat der Ökonomie sehen wir Museum und Galerie auch und vor allem als Labor für künstlerische Grundlagenforschung, wo mit verschiedensten Repräsentationsmodi experimentiert werden kann. Die Galerie Royal arbeitet hierbei eng mit dem Institut für Repräsentationstheorie und Kulturanalyse zusammen. Die Initiatoren der Galerie sind eine nicht hierarchisch organisierte Gruppe von sowohl bildenden Künstlern als auch Theoretikern; der Wunsch nach Öffentlichkeit, Vernetzung und Freiraum rangiert vor ökonomischen Absichten.